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Wie wir wurden,
was wir sind …

„Das Ziel ist die Schaffung von Landsiedlungen und die Errichtung von Eigenheimen für die Mitglieder, ferner der Einkauf von Waren für den eigenen Bedarf und der Vertrieb eigener Erzeugnisse.“

Auszug aus der Satzung, 1919

1919–1933

Gründung und Entwicklung
in der Weimarer Republik

1919: Der Erste Weltkrieg war beendet, die Ära der Monarchie Vergangenheit. Die junge ­Weimarer Republik, mit großen Idealen und demokratischen Zielen im November 1918 ausgerufen, hatte mit einer Serie von Krisen zu kämpfen. Neben politischen Unruhen kam es zu Kostenexplosionen im Bauwesen, die ­Privatwirtschaft stand in vielen Teilen vor dem Zusammenbruch.

Durch Flüchtlinge und heimkehrende Kriegsteilnehmer drohte die Wohnungsnot vor allem in Metropolen wie Berlin dramatische Ausmaße anzunehmen. Im Gegenzug verabschiedete die Nationalversammlung das Reichsheimstättengesetz.
Als „Dank für den Einsatz für das Vaterland“ sollten vor allem für Kriegsteilnehmer staatliche Darlehen sowie günstiges Bauland bereitgestellt werden.

Vor diesem Hintergrund wurde am 4. August 1919 die „Märkische Scholle, Landsiedlungsgenossenschaft vom Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegs­hinterbliebenen e.G.m.b.H.“ gegründet. Der Name verweist auf die besondere Zielgruppe, ebenso auf die ländliche Region der Mark
Brandenburg, obwohl bald auch Randbezirke der 1920 zu Groß-Berlin eingemeindeten Hauptstadt mit einbezogen wurden.

Die große Nachfrage ließ das junge Unternehmen schnell zu einem Siedlungsverbund anwachsen. Es übernahm die Verhandlungen mit der Kommune, den Grundstückskauf und die Weiterleitung öffentlicher Gelder. So entstanden zunächst Heimstätten für Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge, später erweiterte sich der Adressatenkreis auf Erwerbslose und kinder­reiche Familien.
Die Größe einer Parzelle von rund 1.000 qm ermöglichte die elementare Selbstversorgung. Die erste dieser ­Siedlungen entstand 1922 in Stromtal/Brück. Neben der individuellen Bewirtschaftung bildeten sich Kooperativen, um Großeinkäufe von Waren oder den Vertrieb von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gemeinsam zu organisieren.

Im Jahr 1924, nach Hyperinflation, Währungs­reform und Einführung der sogenannten Hauszinssteuer, die für den gemeinnützig orientierten Wohnungsneubau zur Verfügung gestellt wurde, eröffneten sich für die Märkische Scholle neue Perspektiven.

„ Gegenstand des Unternehmens ist die Förderung des Kleinwohnungsbaus. Der Zweck der Genossenschaft ist darauf gerichtet, gesunde und zweckmäßig eingerichtete Kleinwohnungen für Minderbemittelte zu billigen Preisen herzustellen und zu beschaffen.“ (Satzung, 1925)

Durch Satzungsänderung am 17. Oktober 1925 rückte nun der Mietwohnungsbau als Gegenstand des Unternehmens in den Vordergrund. In den Berliner Stadtteilen Mariendorf, Tempelhof, Lichterfelde-Süd und Reinickendorf entstanden moderne Wohnanlagen im Stil des Neuen Bauens. Beteiligt waren zum Teil bedeutende Architekten wie Erwin Gutkind oder Max Taut, die das Gesicht dieser Siedlungen bis heute prägen.

1933–1945

Die „Gleichschaltung“
im Dritten Reich

Die mit der Machtergreifung der National­sozialisten einhergehende „Gleichschaltung“ hatte auch auf die Märkische Scholle gravierende Auswirkungen. Die Gremien mussten nun von Parteimitgliedern der NSDAP besetzt werden, statt der bisherigen demokratischen Selbst­verwaltung herrschte das Führerprinzip. Auf Direktive „von oben“ wurden der langjährig bewährte Vorstand und Aufsichtsrat aus­getauscht. Geschäftsberichte und Mitteilungsblätter spiegelten fortan die offizielle Doktrin wider.

„Gleichschaltung bedeutet, die ‚Parlamente‘ der Genossenschaften und Gesellschaften den Parlamenten der Länder und des Reiches anzupassen, um dadurch in der Lage zu sein, die nationalsozialistische Weltanschauung auch in der Baugenossenschaftsbewegung in die Praxis umzusetzen.“ (Zeitschrift für Wohnungswesen 10/1933)

Auch in den genossenschaftlichen Wohnanlagen wurden ideologische Fronten sichtbar: Beflaggungsvorschriften verordneten das Hissen der Hakenkreuzfahne, die Neuinterpretation von „Volksgenossenschaft“ definierte deutsches Familienleben.

Für Andersdenkende blieb nur noch der Rückzug in die Privatheit oder in den Untergrund, um Denunziation und Verfolgung zu entgehen. Ab 1938 kam es gemäß dem „Arierparagraphen“ zum zwangsweisen Ausschluss jüdischer Mitglieder. Die Firmierung der Genossenschaft wurde in „Märkische Scholle, Gemeinnütziges Wohnungs- und Siedlungsunter­nehmen, e.G.m.b.H.“ geändert. Ziel blieb die Fortführung des unternehmerischen Doppel­charakters sowohl im Erwerbssiedlungsbau in Berlin und der Mark Brandenburg als auch durch Bau weiterer Mietwohnungen im gesamten Stadtgebiet.

Zwischen 1934 und 1940 errichtete die Märkische Scholle Neubauten in Schmargendorf, Rummelsburg, Schöneberg, Treptow und Wittenau.

Damit wuchs der genossenschaftliche Be­stand um rund 600 Wohnungen. Doch dieser Aufschwung währte nur kurz – der Zweite Weltkrieg warf seine Schatten voraus.

Ab 1943 wurden durch zahlreiche Bombenangriffe der alliierten Streitkräfte über 500 Mieteinheiten völlig zerstört. Oft erlitten gerade behelfsmäßig wiederhergestellte Objekte, darunter auch die Geschäftsstelle, ein zweites Mal einen Totalschaden, andere waren bis auf weiteres nur als Teilruinen nutzbar. Die meisten Männer waren an der Front, Frauen und Kinder wurden zeitweise in ländliche Gegenden evakuiert. Wer zurückblieb, musste in Notgemeinschaften ausharren.


Das Ende der Kampfhandlungen im Mai 1945 brachte zwar den lang ersehnten
Frieden, doch die Realität war zunächst durch Trümmer­beseitigung, Notstandsprogramme, Besatzungs­mächte und das bange Warten auf zurückkehrende Kriegsteilnehmer geprägt.

1945–1990

Teilung Berlins
und Ära des sozialen Wohnungsbaus

Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg – angesichts von Zerstörungen, Verlust der meisten Geschäftsunterlagen, Materialknappheit und vor allem der menschlichen Opfer unter den Mitgliedern – war entbehrungsreich und forderte Selbsthilfe und Selbstorganisation heraus. Zudem mussten nach zwölf Jahren fremdbestimmter Gleichschaltung erst wieder eigenständige demokratische Strukturen auf­gebaut werden.

Die Hauptstadt lag weitgehend in Trümmern und wurde in vier Besatzungszonen geteilt, Ost- und Westberliner gerieten zwischen die Blockbildungen des Kalten Krieges. Der im sowjetischen Sektor gelegene Wohnungsbestand der Märkischen Scholle in Rummelsburg und Treptow wurde ab 1951 unter die Kommunale Wohnungsverwaltung der DDR gestellt, der Geschäftsbetrieb der Genossenschaft nur noch auf Westberlin beschränkt. Bis 1953 konnte hier – mit Aufbauhilfen aus dem Marshallplan – der Wiederaufbau der kriegszerstörten Siedlungsteile erfolgreich abgeschlossen werden.

Eine neue Phase des Aufbruchs begann mit dem sozialen Wohnungsbauprogramm ab Mitte der 1950er-Jahre. Innerhalb kurzer Zeit errichtete die „Scholle“ über 2.000 neue Wohnungen. Für viele hinzugezogene junge Familien bedeutete dies die Erfüllung lang ersehnter Träume. Zugangsbedingungen wie der Wohnberechtigungsschein, eine Fülle von Regularien und bauliche Vorgaben schränkten jedoch eine autonome Unternehmensentwicklung zunehmend ein.

Neue Siedlungsstandorte entstanden in Halensee und Wilmersdorf. Ebenso wurden traditionelle Wohnanlagen erweitert – Mariendorf, Tempelhof, Reinickendorf, Lichterfelde-Süd und Schmargendorf. Sie alle wurden zum Sinnbild der Nachkriegsmoderne mit ihren aufgelockerten Bauweisen, die zwar überwiegend kleine Wohnungen enthielten, aber wieder Luft, Licht und Sonne durch großzügige Grünflächen boten.

Die wachsenden Aufgaben spiegelten sich auch in der Professionalisierung der Verwaltung wider. Die im Krieg provisorisch in der Siedlung Tempelhof untergebrachte Geschäftsstelle konnte 1954 in ein eigenes Verwaltungsgebäude im Neubaukomplex Halensee ziehen und sich schrittweise vergrößern.

 

 

„Wir glauben, dass die in den vergangenen 50 Jahren geleistete genossenschaftliche Arbeit dazu beigetragen hat, die Wohnungsnot zu lindern und die Forderung der Gründer nach guten und menschenwürdigen Wohnverhältnissen zu erfüllen.“
(50-Jahre-Festschrift, 1969)

Der Zeitabschnitt der geteilten Stadt endete 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer. Der 9. November prägte wie kaum ein anderer Tag die jüngere Geschichte Berlins. In der Märkischen Scholle betraf dies vor allem die grenz­nahen Wohnanlagen Reinickendorf und Lichterfelde-Süd, die nun unmittelbar von der Öffnung ins Umland profitierten. Im Jahr ihres 70-jährigen Bestehens stand die Märkische Scholle wieder vor einem hoffnungsvollen Neubeginn.

1990–2019

Nach der deutschen
Wiedervereinigung

Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3.  Oktober 1990 begann nicht nur die politische Wende für die neue alte Hauptstadt Berlin. Auch in der Wohnungswirtschaft vollzogen sich grundlegende Veränderungen. Die Abschaffung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes eröffnete für die traditionellen Genossenschaften marktwirtschaftliche und unternehmerische Freiheiten. Die Märkische Scholle reagierte darauf formal mit der Firmierung „Märkische Scholle, Wohnungsunternehmen eG“ – der Zusatz „gemeinnützig“ entfiel.


Die Erwartungen an einen Neubauboom in der wieder zum Regierungssitz avancierten Metropole wurden zunächst gedämpft. So startete die Märkische Scholle zunächst mit kleineren Projekten: in Schmargendorf ein ergänzender Bauteil an der Kudowastraße, Dachaufbauten in der Tempelhofer Felixstraße sowie die Erweiterung der Geschäftsstelle mit einem Wohnhausteil in der Paderborner Straße.


Erst nach über einem Jahrzehnt rückte das Thema Neubau wieder programmatisch in den Vordergrund – angepasst an die sich ändernden Rahmenbedingungen. Klimaschutz, Energieeffizienz, aber auch der demografische Wandel und anspruchsvollere Wohnvorstellungen der Mitglieder erforderten sowohl bauliche als 
auch nutzerorientierte Neuausrichtungen. Zur konkreten Umsetzung wurden stellvertretend die Wohnanlagen Wilmersdorf und Lichterfelde-Süd als Pilotprojekte ausgewählt.

Der 2012 bezogene Neubau in der Düsseldorfer Straße schloss nicht nur das modernisierte Ensemble in Wilmersdorf harmonisch ab, sondern bot hochwertige, barrierefreie Wohnungen mit optimaler energetischer Ausstattung. Zugleich ermöglichte er die Schaffung eines neuen Scholle-Treffs mit Café und großzügigem Gemeinschaftsraum – eine genossenschaftliche Insel im umtriebigen Quartier unweit des Kurfürstendamms.


Zum zweiten Schwerpunkt wurde das Quartier in Lichterfelde, nahe der Stadt-/Landesgrenze zu Teltow. Das Architekturkonzept umfasste nicht nur die innovative energetische Modernisierung der gesamten Siedlung, sondern auch Erweiterungen durch Dachaufstockungen sowie in ausgewählten Bereichen Ersatz- und Neubauten für alle Generationen. Viele Preise und Anerkennungen haben dieses große Engagement bisher gewürdigt. Neben den baulichen Maßnahmen entwickelten sich zudem zahlreiche Aktivitäten zur Förderung der Genossenschaftskultur. Damit verbunden war und ist eine wachsende öffentliche Aufmerksamkeit für die Leistungen der Märkische Scholle. Hierzu trug auch das Internationale Jahr der Genossenschaften 2012 mit bei.


Die Märkische Scholle agiert heute in einem weitgefächerten Netzwerk. Als Mitglied der 
bundesweiten Marketinginitiative ist sie Partner bei vielen Veranstaltungen. Auch ihr Engagement für die Schülergenossenschaft BoZz-Catering an der Integrierten Sekundarschule Wilmersdorf ist ein wichtiger Beitrag, um das genossenschaftliche Gedankengut schon 
früh an die junge Generation weiterzugeben.